Selbstständig, aber planlos bei Steuern & Co.?

Du willst ein Unternehmen gründen oder bist schon selbstständig – aber die Themen Steuern, Buchhaltung und Finanzamt bereiten dir Kopfzerbrechen?

Dann bist du hier richtig: Auf Tax Know How findest du verständliche Erklärungen, praktische Schritt-für-Schritt-Anleitungen und ehrliche Tipps aus dem Alltag.

Für Gründer:innen, Freiberufler und Selbstständige, die nicht nur loslegen, sondern auch durchblicken wollen.

Selbstständig im Nebenerwerb oder Hauptberuf? Das musst du wissen

Viele starten ihre Selbstständigkeit neben dem Job oder während des Studiums – und fragen sich: Zählt das schon als "richtige" Selbstständigkeit? Welche steuerlichen oder rechtlichen Unterschiede gibt es zwischen einem Nebenerwerb und der Hauptberuflichen Selbstständigkeit? In diesem Beitrag bekommst du einen klaren Überblick, was es zu beachten gibt, wo Stolperfallen lauern und wann du den Wechsel in den Hauptberuf clever vorbereitest.


Was ist Nebenerwerb, was Hauptberuf?

Nebenerwerb:

  • Du betreibst deine Selbstständigkeit nicht als Haupteinnahmequelle

  • Du hast einen Hauptjob, ein Studium oder eine andere Haupttätigkeit, die mehr Zeit beansprucht und dein Haupteinkommen stellt

  • Die Tätigkeit erfolgt meist zeitlich eingeschränkt, z. B. abends oder am Wochenende

Hauptberuf:

  • Die Selbstständigkeit ist deine Haupteinnahmequelle

  • Du arbeitest vollzeitähnlich oder vollständig selbstständig

  • Du hast keine weitere regelmäßige Tätigkeit im Angestelltenverhältnis

Die Grenze ist nicht klar gesetzlich definiert, aber Versicherungen, Finanzämter und Krankenkassen bewerten jeweils individuell, was als haupt- oder nebenberuflich gilt.


Anmeldung beim Finanzamt: kein Unterschied

Egal ob Nebenerwerb oder Hauptberuf – du musst in beiden Fällen:

  • den Fragebogen zur steuerlichen Erfassung über ELSTER ausfüllen

  • ggf. eine Umsatzsteuer-ID beantragen

  • eine EÜR führen, sofern du keine Bilanzierungspflicht hast

Auch als Nebenerwerbler kannst du die Kleinunternehmerregelung nutzen – vorausgesetzt, deine Umsätze bleiben unter den gültigen Grenzen.


Einkommensteuer: beide Einnahmen zählen

Ob du haupt- oder nebenberuflich selbstständig bist, spielt bei der Einkommensteuer keine Rolle. Alle Einkünfte werden zusammengerechnet:

Du zahlst also auf den Gesamtgewinn Einkommensteuer – unabhängig davon, ob du im Nebenerwerb arbeitest oder voll selbstständig bist.


Krankenversicherung: hier wird’s wichtig

Die Einstufung in haupt- oder nebenberuflich hat große Auswirkungen auf deine Beiträge:

a) GKV (gesetzliche Krankenversicherung):

  • Wenn du angestellt bist und deine Selbstständigkeit im Nebenerwerb läuft, bleibst du meist in der GKV über den Arbeitgeber versichert – ohne Mehrkosten

  • Wird die Selbstständigkeit zur Haupteinnahmequelle, musst du dich freiwillig gesetzlich versichern und eigene Beiträge zahlen (mind. ca. 180–220 €/Monat)

b) PKV (private Krankenversicherung):

  • Bei hauptberuflicher Selbstständigkeit ist die PKV meist möglich oder notwendig, je nach Einkommen und Alter

Wichtig: Die Krankenkasse prüft genau, ob die Selbstständigkeit wirklich nur "nebenbei" läuft – etwa anhand von:

  • Arbeitszeit

  • Umsatz/Gewinn

  • Anzahl der Kunden

  • Eigenwerbung (Website, Social Media etc.)


Rentenversicherungspflicht prüfen

Die Rentenversicherung interessiert sich vor allem bei hauptberuflicher Selbstständigkeit – aber auch im Nebenerwerb kann unter bestimmten Bedingungen Versicherungspflicht bestehen:

Pflichtversichert sind z. B.:

  • Lehrer, Erzieher, Pflegekräfte

  • Handwerker in zulassungspflichtigen Gewerken

  • Künstler & Publizisten (über Künstlersozialkasse)

Tipp: Selbst wenn du freiwillig einzahlen willst, kannst du auch im Nebenerwerb Beiträge leisten – das ist oft sinnvoll zur Lückenvermeidung.


Gewerbeanmeldung: kein Unterschied, aber Hinweis nötig

Auch im Nebenerwerb musst du dein Gewerbe beim Gewerbeamt anmelden (außer du bist Freiberufler). Du solltest dabei angeben, dass es sich um eine Nebentätigkeit handelt. Das hat zwei Vorteile:

  • Die Verwaltung kann beurteilen, dass es sich um eine kleine Betriebsgröße handelt (z. B. weniger strenge Auflagen, keine IHK-Beiträge bei geringen Umsätzen)

  • Es wird klar, dass du nicht sofort einen vollwertigen Betrieb eröffnest


Arbeitgeber und Nebenerwerb: Erlaubt oder nicht?

Wenn du angestellt bist, kann dein Arbeitgeber ein Mitspracherecht haben:

  • Prüfe deinen Arbeitsvertrag: Steht dort, ob Nebentätigkeiten erlaubt oder genehmigungspflichtig sind?

  • Deine Selbstständigkeit darf nicht in Konkurrenz zum Arbeitgeber stehen

  • Du musst die gesetzliche Höchstarbeitszeit beachten (max. 48 Std./Woche nach Arbeitszeitgesetz)

Tipp: Sei offen und transparent. Viele Arbeitgeber sind einverstanden, wenn sie früh eingebunden werden.


Vorteile des Nebenerwerbs für den Start

  • Weniger finanzieller Druck: Du hast noch dein festes Einkommen

  • Testphase ohne Risiko: Du kannst dein Geschäftsmodell ausprobieren

  • Aufbau von Kunden und Reichweite ohne Druck

  • Flexibilität beim Übergang in den Hauptberuf


Wann lohnt sich der Wechsel in den Hauptberuf?

Der Wechsel macht Sinn, wenn:

  • deine Umsätze/Gewinne stabil sind und dein Einkommen absichern können

  • du mehr Zeit brauchst, um Aufträge zu bedienen

  • du unabhängiger arbeiten willst und das Geschäftsmodell funktioniert

Achte darauf, frühzeitig Rücklagen zu bilden, Versicherungen umzustellen und dich steuerlich beraten zu lassen – damit der Wechsel reibungslos läuft.


Fazit: Nebenerwerb oder Hauptberuf – gut planen lohnt sich

Ob du im Nebenerwerb oder hauptberuflich gründest, hängt nicht nur von deiner Zeit, sondern auch von deinen Zielen, Finanzen und Lebensumständen ab. Rechtlich und steuerlich musst du in beiden Fällen einiges beachten – doch der Nebenerwerb bietet eine clevere Möglichkeit, dein Business risikofrei zu testen.


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